Über einige Methoden zur Untersuchung der Gewässer
Probenahme vom Gewässer
Mondsee, Österreich, 2000:
(eingefügte Fotos -
oben: Schwimmteich, Österreich, 2006; unten: Bergknappweiher,
Deutschland, 2001):
Es werden hier verschiedene Wasserschöpfer vorgestellt, mit denen
Proben aus bestimmten Tiefen genommen werden können. Links wird ein
SCHINDLER-Schöpfer (benannt nach dem kanadischen Limnologen
D.W. Schindler) und
in den beiden kleinen
Fotos ein
UWITEC
Wasserschöpfer im Einsatz gezeigt. Diese Schöpfer werden
mit geöffneten Deckelklappen bis in die gewünschte
Probenahmetiefe abgesenkt. Die Klappdeckel am oberen und unteren Ende
schließen sich automatisch bei der ruckartigen Umkehr der
Zugrichtung, wenn nämlich der Schöpfer zurück zur Oberfläche gezogen
wird. Somit kann mit dem Schöpfer die in einer bestimmten Wassertiefe
eingeschlossene Wasserprobe an die Wasseroberfläche transportiert
werden.
Der RUTTNER-Schöpfer ist ein nach dem österreichischen
Limnologen F. Ruttner
benannter Schöpfer, der als Standardschöpfer weit verbreitet
ist. Er sieht
dem hier gezeigten UWITEC Wasserschöpfer ähnlich,
nur wird bei dem Ruttnerschöpfer der Schließmechanismus durch ein
Fallgewicht vom Boot aus ausgelöst, sobald der Schöpfer in der
gewünschten Tiefe befindet. Eine Wasserprobe, die mittels
Schöpfer aus einer bestimmten Tiefe entnommen wurde, wird in der
Limnologie als „Schöpfprobe“ bezeichnet.
Andere Wassersammler füllen sich nach
und nach
bei der Absenkung entlang der Wassersäule. Einige dieser über
Tiefenschichten integrierenden Wasserschöpfer werden mechanisch
betrieben. Hier wird während des langsamen Absenkens in die Tiefe
der Innenraum des Schöpfers über einen gleichmäßigen Kettenzug
vergrößert, wodurch das Wasser sukzessive in den Probenahmebehälter
einströmt (vergleichbar mit dem Aufziehen einer Flüssigkeit durch eine
Spritze).
Andere
Konstruktionen bestehen aus einem birnenförmigen, einseitig geöffneten
Glasgefäß, welches sich mit der Absenkung in die Tiefe
aufgrund des Unterwasserdruckausgleichs allmählich anfüllt
(„summierender Wasserschöpfer“ auch als SCHRÖDER-Wasserschöpfer nach
R. Schröder, einem deutschen
Limnologen, bezeichnet). Eine Wasserprobe
solcher Schöpfer werden als „integrierte Probe“
bezeichnet.Mondsee, Österreich,
2002:
Das GERVAIS-Schöpfrohr zur Probenahme von räumlich angrenzenden
Wasserschichten wird hier gezeigt (F.
Gervais ist ein deutscher Limnologe, siehe
„close-interval tube sampler of 2 m height“ in Gervais 2003 R).
Das Gervais-Schöpfrohr dient dem „Ausstechen“ einer Probe über eine
Wassersäule von 2 m in einer bestimmten Tiefenschicht im See
und wird sowohl zur Probenahme an der Seeoberfläche (Epilimnion) als
auch in der Tiefe (Metalimnion und Hypolimnion) verwendet. Dieses
spezielle Schöpfrohr hat weiters den Vorteil, die entnommene
2-m-Wassersäule in weitere Teilproben zu untergliedern. Das
Foto zeigt die Probenahme mit dem Gervais-Schöpfrohr während des
„Highmoon“-Workshops, welcher den
räumlich und zeitlich hochauflösenden Messungen der
Planktongemeinschaft im Mondsee gewidmet war. Auf dem Foto ist auch
ein einfacher Kran mit Seilwinde zu sehen. Solche Winden, oft mit
Längen-kalibrierten Seilen oder Kabeln ausgestattet, werden
üblicherweise bei der
Beprobung im Vertikalprofil zur Handhabung von Schöpfern und Sonden
eingesetzt.
Im Gegensatz zu dem Gervais-Schöpfrohr gibt es
auch Schöpfrohre, die keine Unterteilungen aufweisen und auch
nicht der Probenahme in tieferen Wasserschichten des Epilimnions und
darunter dienen, sondern bei der Beprobung
der oberen
Oberflächenschicht von flachen Seen verbreitet benützt werden. Solch
ein
einfacher,
aber präzise und zuverlässig funktionierender Rohrschöpfer besteht
meist aus
einem 1,5 m langen Kunststoffrohr und lässt sich leicht
von Hand
und ohne Seilwinde bedienen. Das Rohr wird mit der einen Hand vertikal
in das Wasser
abgesenkt, bis es
vollständig mit Wasser gefüllt ist. Nachdem mit der anderen Hand das
Rohr auf der oberen
Seite mit einem Gummistopfen knapp unter der Wasseroberfläche
verschlossen, kann das Rohr
aus dem Wasser gezogen werden. Die Röhre muss dann sofort in einen
vorbereiteten Probenbehälter entleert werden - was einfach durch ein
leichtes Anheben des Gummistopfens geschieht. Eine Wasserprobe,
die mit einem Rohrschöpfer genommen wird, wird im deutschen Sprachraum
als „Rohrprobe“ bezeichnet.
Auf dieser Seite der Website über Süßwasser werden einige Methoden der
Probenahme am Gewässer sowie die Behandlung der Proben und deren
Auswertung im Labor beschrieben. Diese Methoden beziehen sich wiederum
hauptsächlich auf das Phytoplankton
sowie damit verbundene Parameter,
was dem allgemeinen Schwerpunkt der Beschreibung der Seen und Flüsse
auf dieser Website entspricht. Aus diesem Grund wird die Prozedur des
Zählens vom Phytoplankton
in einer Wasserprobe ausführlicher
beschrieben. Neben der Beschreibung einiger Phytoplankton-Taxa, wird
eine Liste zu den Zelldimensionen häufiger Phytoplanktonarten
bereitgestellt.
Themen, die sich auf die Probenahme
beziehen, werden in der Einleitung
S
und auf den Seiten über den
Mondsee
S
und den Bergknappweiher
S
auf der lakeriver-Webseite beschrieben. Die richtige Prozedur
bei der Probenahme ist der erste wesentliche Schritt, um schlussendlich
eine aussagekräftige Bewertung eines Ökosystems erhalten zu können.
Laut einer Regierungsinitiative in Irland, um hier beispielhaft auf ein
Land diesbezüglich konkret zu verweisen, wurden Freiwillige in
der
Bevölkerung ermutigt, sich an der Durchführung von Untersuchungen an
Bächen und Seen in ihrer Nachbarschaft zu beteiligen
(Probenahme und
Bio-Monitoring). Solche Kampagnen können in der Tat helfen, großflächig
und
zuverlässig Informationen zur aktuellen Wasserqualität in natürlichen
Gewässern zu generieren. Im Gegenzug bietet solch eine Kampagne der
Bevölkerung auch die Möglichkeit, Näheres zum Zustand der Gewässer in
ihrer Umgebung zu erfahren und somit eine Vertrauensbasis zur
Naturressource Wasser in ihrem Umfeld aufzubauen bzw. zu erweitern.
Wenn man mal von solchen groß angelegten, staatlichen Kampagnen
absieht,
werden auch einzelne Naturliebhaber durchaus ein Interesse haben, ihren
Naturteich im Garten
S
selbst zu untersuchen, die Dynamik in den
größeren Becken ihres naturnaheN
Schwimmteichsystems
S
besser zu
verstehen oder den Waldteich
S
bzw. See in der nahegelegenen Umgebung zu
erkunden. Wertvolle Informationen über die Wasserqualität können in der
Tat mittels einer einfachen
Strategie der Probenahme
leicht ermittelt
werden, sofern
ohne viel Aufwand eine geringe Zahl von
Wassereigenschaften in einem zweiwöchentlichen oder
monatlichen
Intervall zuverlässig gemessen und aufgezeichnet werden.
Warum es Wert ist, diese Wassereigenschaften zu messen, welche
Ergebnisse hier erwartet werden können und wie die Messungen ausgeführt
werden sollten, soll später auch auf dieser Seite erklärt werden. Auch
wenn in diesem speziellen Fall durchaus vertretbar vorgeschlagen werden
kann, die Untersuchung der Gartenteiche u.ä. so einfach wie möglich zu
halten, soll doch darauf hingewiesen werden, dass im Fall der
Untersuchung von Ökosystemen, d.h. den fließenden und stehenden
natürlichen Gewässern, nur die Anwendung der Konzepte und
Methoden der
modernen Limnologie zufriedenstellend ist.
Poyang
See, China, 2011:
In Ergänzung zu regulären Phytoplanktonproben werden oft auch
Phytoplankton-Netzproben genommen. Das Wasser wird hier mit einem
Wasserschöpfer aus einer bestimmten Tiefe entnommen und danach durch
ein
Planktonnetz mit einer definierten Maschenweite gegeben. In diesem
subtropischen See, müssen bei der Probenahme Handschuhe getragen
werden, um den Hautkontakt mit dem Wasser zu vermeiden und so keine
Infektion mit parasitischen Trematoden (Bilharziose) zu riskieren.
Donau, flussabwärts vom Eisernen Tor,
Rumänien,
2005:
Das
Foto zeigt eine einfache Variante, eine Phytoplankton-Netzprobe von der
Oberfläche eines Gewässers zu nehmen. Ein undefiniertes Volumen an
Wasser wird
hier durch ein Planktonnetz mit einer Maschenweite von 10 µm
gegeben,
um großzelliges Phytoplankton in der Probe anzureichern und so genügend
Material zum Mikroskopieren für ein Studentenpraktikum zu gewinnen. Aus
vielen Gründen wäre dieser Metalleimer zur Probenahme für eine
chemische Wasseranalyse völlig ungeeignet.
Bei regulären Probenahmen werden Schöpfproben genommen.
Die Phytoplankton-Proben werden in kleine Flaschen (100mL) abgefüllt,
und sofort mit Lugol'scher Lösung fixiert, um ihre Haltbarkeit zu gewährleisten.
Später im Labor, erfolgt die Auszählung der Phytoplanktonproben.
Die Zahl der Algenzellen wird mithilfe von Sedimentations-Zählkammern
unter dem Lichtmikroskop bestimmt. Dabei wird auch das Biovolumen der Algen mikroskopisch befasst.
Aus dem Biovolumen des Phytoplanktons lässt sich die Frischbiomasse der Schwebealgen berechnen,
ein Indikator für die Gewässergüte und Produktivität eines Sees
(Teubner et al. 2023, R).
zitierte Referenzen zur Probenahme
Teubner K, Dokulil MT, Kurmayer R (2022) Eutrophierung, toxische Cyanobakterien am Beispiel des urbanen Donau-Altarmgewässers Alte Donau und des alpinen Mondsees. In: Mikrobiologie und Wasser. Teil 2: Fallstudien zur Illustration der neuen diagnostisch-analytischen Möglichkeiten. Farnleitner AH, Kirschner AKT, Frick C, Proksch P and Vogl W (Hrsg.), Arbeitsbehelfe Österreichischer Wasser- und Abfallwirtschaftsverband (ÖWAV), Wien, 52(2):35–45 FurtherLink Look-Inside
Gervais F, Siedel U, Heilmann B, Weithoff G, Heisig-Gunkel G & A Nicklisch (2003) Small-scale vertical distribution of phytoplankton, nutrients and sulphide below the oxycline of a mesotrophic lake. Journal of Plankton Research 25(3): 273-278. FurtherLink
Schindler DW (1969) Two useful devices for vertical plankton and water sampling. Journal Fisheries Research Board of Canada 26(7): 1948-1955.
Schröder R (1969) Ein summierender Wasserschöpfer. Archiv für Hydrobiologie 66: 241-243.
Ruttner F & K Herrmann (1937) Über Temperaturmessungen mit einem neuen Modell des Lunzer Wasserschöpfers. Archiv für Hydr 31: 682.