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Attersee

Über den attersee: Das Referenzökosystem für die Seen im Salzkammergut in Österreich

Die geografische Lage des Sees in den österreichischen Alpen und seine Ökologie

Attersee-TeubnerAttersee, 2001:
Blick über den See vom Südwestufer aus.
Der Attersee (47°52’29.9''N, 13°32’54.5''E) befindet sich im Salzkammergut in Österreich auf einer Höhe von 469 m über dem Meeresspiegel. Er liegt zwischen dem Mondsee S und dem Traunsee S , nur etwa 10 bzw. 20 km von diesen beiden Seen jeweils entfernt. Somit liegen die drei Bergseen Attersee, Mondsee und Traunsee geografisch in enger Nachbarschaft. Der Attersee umfasst ein Wasservolumen von 3.945 x 106 m3 und ist damit von der Größe des Seebeckens her der größte See in Österreich. Das Einzugsgebiet dieses alpinen Sees beträgt 45,9 km2. Die maximale Tiefe des Wasserbeckens erreicht 170 m. Vergleicht man die Seebeckentiefe des Attersees mit den beiden benachbarten Seen, ist der Attersee um 100 m tiefer als der Mondsee, aber nur um 20 Meter flacher als der Traunsee. Der zuletzt genannte See ist sowohl der tiefste als auch der zweitgrößte See in Österreich. Obwohl die Seebeckentiefe vom Attersee und vom Traunsee fast vergleichbar ist, haben diese beiden Seen eine völlig verschiedene mittlere Verweilzeit des Wassers. Diese beträgt nämlich für den Attersee sieben Jahre und ist damit um 6 Jahre länger als im tiefen Traunsee (Tabelle 1 in Dokulil & Teubner 2002 R, Tabelle 1 in Dokulil et al. 2006 R, siehe auch Charakteristik des von dem Traunfluss sehr stark durchflossenen alpinen Traunsees sowie dessen Veränderung durch die Saline auf dieser Webseite  S).
Im Hinblick auf die Seenökologie, ähnelt der tiefe Attersee stärker dem relativ flachen Mondsee als dem gleichfalls tiefen Traunsee. Diese Gemeinsamkeit in der Ökologie liegt im Wesentlichen darin begründet, dass der Mondsee und der Attersee im gleichen Einzugsgebiet liegen, und sich dieses von dem Einzugsgebiet des Traunsees abgrenzt.

Der Attersee ist ein extrem nährstoffarmer See. Der Nährstoffzustand solcher Seen wird in der Seenkunde als ultra-oligotroph bezeichnet. Der Phosphor, der in Seen häufig das am stärksten wachstumslimitierende Nährelement ist, weist im Attersee besonders niedrige Konzentrationen auf. So liegen die Jahresdurchschnittswerte der Gesamtphosphorkonzentration in der Regel unter 0,5 µg pro L. Dieser nährstoffarme Zustand steht im Einklang mit der geringen Biomasseentwicklung von photosynthetischen Mikroorganismen in diesem alpinen See. Dementsprechend schwanken die Konzentrationen des Pigments Chlorophyll-a, welches in photosynthetischen Mikroorganismen allgemein vorhandenen ist und daher zur Abschätzung der Biomasse dieser Mikroorganismen dient, typischerweise zwischen den Werten von 0,6-1,4 µg pro L und liegen somit allgemein im niedrigen Bereich (siehe Werte für März bis August in Abb.8 in Dokulil & Teubner 2002 R). Die Transparenz des Wassers, gemessen als Sichttiefe, ist selbst im Sommer zum Zeitpunkt der meisten Algenentwicklung noch sehr hoch. Die Sichttiefe beträgt im Juni und Juli beachtliche 7-9 m. Außerhalb der hauptsächlichen Wachstumsperiode der Algen kann die Sichttiefe im Attersee noch viel höhere Werte erreichen, wie zum Beispiel 19 m im zeitigen Frühjahr (siehe Märzwerte in Abb.8 in Dokulil & Teubner 2002 R). Entsprechend der niedrigen Phosphorkonzentration und den typischen Phytoplanktonvertretern eines nährstoffarmen alpinen Sees auf der einen Seite und einer mit anderen alpinen Seen vergleichbaren Hydrologie auf der anderen Seite, gilt der Attersee als das Referenz-Ökosystem für die alpinen Seen im Salzkammergut. Das Kriterium, wonach der Attersee ein Referenz-Ökosystem darstellt, ergibt sich aus der biozönotischen Bewertung nach der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie (WRRL). So wird im Attersee die Phytoplankton-Biomasse hauptsächlich von solchen Algenarten dominiert, die gemäß der WRRL am häufigsten in nährstoffarmen Seen wachsen, oder anders gesagt, die typischerweise in ursprünglichen Bergseen verbreitet vorkommen (Dokulil & Teubner 2005 R). Im Volksmund werden solch naturnahe Seen als „saubere“ oder „natürlich reine“ Seen bezeichnet. Verschiedene juristische Begriffserklärungen zur WRRL, die sich u.a. auf österreichische Seen beziehen, werden beispielsweise in Berl (2014) beschrieben.

Attersee-TeubnerAttersee, 2002:
Der Bergsee mit seinem kristallklaren Wasser spricht bereits optisch dafür, der Referenzsee für alle anderen Seen im Salzkammergut zu sein.
Attersee-TeubnerAttersee, 2001:
Blick über den See vom Westufer aus. Die Straße, die rechts im Bild zu sehen ist, sowie weitere ufernahe neue Bebauungen an vielen Stellen rundum den See reduzieren immer weiter die ökologisch wertvollen Flächen der natürlichen Land-Wasser Grenzzone.

Der Attersee ist seit vielen Jahren ein beliebtes Ausflugsziel für Touristen. Das klare Wasser des Sees steht im Einklang mit der Nährstoffarmut in dem alpin geprägten Seen-Einzugsgebiet. Auch profitiert der See hier von der nachhaltigen Landwirtschaft und dem Bau von Kläranlagen in selbst kleinen Dörfern. Das reine Wasser des Sees steht jedoch nicht im Einklang mit der Beschreibung „unberührte Natur“, wenn man sich die Ufer des Attersees anschaut. Der Straßenverkehr ist mehrheitlich rund um den Attersee sehr nah am Seeufer entlang geführt. Die ökologisch wertvollen Lebensräume der Übergänge zwischen Land und Wasser (z.B. Feuchtwiesen), welche früher weitestgehend durch die traditionelle Landwirtschaft genutzt wurden, wurden insbesondere in den letzten Jahren von Bebauungen, wie Urlauberresidenzen verdrängt. Auf den Hanglagen mit Wiesen, wo früher Rinder weideten, wurden vielerorts terrassenförmige Wohnsiedungen am Attersee angelegt. Die wenigen Bereiche der felsigen Ufer, die für den Bau von Wohngebieten ungeeignet sind, sind dagegen in ihrer eher ursprünglichen Form noch bis heute erhalten.

the catchment of alpine lakes in the Salzkammergut district: sustainable animal husbandry in lower valleys and higher pastures

Salzkammergut-Alpine Lake Catchment-TeubnerTraditionelle Almwirtschaft im Salzkammergut:
Beweidung der hoch gelegenen Almwiesen im Sommer.
Foto: Tappenkarsee, 2002.
Salzkammergut-Alpine Lake Catchment-TeubnerTraditionelle Almwirtschaft im Salzkammergut:
Mutterkuhhaltung - Herden aus Kühen und deren Kälbern beweiden die Almwiesen im Sommer.
Foto: Alm 'Schafberg-Winkl', 2005.

Deep living Planktothrix rubescens is an exception to the rule of planktonic primary producers in a lake. Different from Planktothrix rubescens most photosynthetic organisms need much higher light intensities than dim light for photosynthesis. Hence the primary producers are growing in the surface layer in lake Mondsee. This lake surface layer inhabiting commonly photosynthetic organisms extends from the top 100% light intensity to deeper strata where at least 1% of surface light intensity is penetrating. This surface layer is called the euphotic zone. Phytoplankton organisms, however, are not necessary evenly distributed in the euphotic zone along the vertical profile. The near-surface maximum of phytoplankton biomass most days a year or at least on calm days without mixing by wind, is found at the shallow depth with 11-12% of surface light intensity. Such light intensities are typically found at 2-5m water depth in an alpine lake like Mondsee. At the very near surface, at 0-0.5m, usually not that many phytoplankton organisms are occurring in Mondsee as stress of high light intensity and UV radiation are inhibiting photosynthesis and hence reduce phytoplankton growth rates on the top surface of the lake.

Salzkammergut-Alpine Lake Catchment-Teubner
Traditional high pasture dairy farming in the Salzkammergut lake district :
In front is seen the residential house of an alpine farmer family, taking care their cattle in high pasture during summer time. The house is further used as a small alpine restaurant/alpine hut ('Almhütte' ).  The cattle shed (small building left side) is here separately from the residential house. This is rather different from common high pasture dairy farms where the residential area/restaurant is an annex building to the cow stable.
Insert: Livestock is grazed in high pastures, suckler cow husbandry.
Photo: Lake Hinterer Gosausee, Pasture 'Holzmeisteralm', 2000.
Salzkammergut-Alpine Lake Catchment-Teubner Traditional lower valley dairy farming in the Salzkammergut lake district:
Many of such small modern stables are built according to the traditional architecture where the residential area of farmer’s family and the stable with the boxes for the cows are joined by an indoor access. To run such a dairy farm by ‘living under one roof’ means to take care the cows all day- and night-time, to milk them twice every day the week and weekend, throughout the four seasons. Usually, part-time farmers operate such small size farm facilities. This means that the farmer is employed somewhere else and helps milking the cows in the early morning (4 am) and late afternoon (4 pm) and is doing other physically demanding farming work. The farmer’s wife, however, does most of the taking care of the dairy cows, from milking to cattle trade.
Photo: District Mondseeland, 2005.

Aquatic plants, called macrophytes, grow well on a wetland close to the shoreline or under-water (littoral) until at water-depth where sufficient light is still available for plant growth. The morphology of the water basin of deep alpine lake Mondsee refers to steep shores and hence, the shallow zone of the shore, the littoral zone of the lake, is narrow for macrophyte stands living in the water. In addition, a coarse grained sometimes even rocky underground at the bottom in the littoral zone, is not beneficial for macrophyte rooting and sprouting. Expanded macrophyte stands cannot be expected in lake Mondsee as found, for example, from riverine shallow lakes in North Europe or from mouths of large rivers as e.g. the Danube delta. Nevertheless, some macrophytes inhabit naturally the lake Mondsee. The macrophyte Phragmites australis for example, reed, occurs in lake Mondsee. This species is common in the world. Littoral reed belts are known to contribute to ecosystem health in many ways. They provide microhabitats for attached living algae (benthic algae, here mainly diatoms), which compete well for phosphorus and hence can be seen to control to some extent the growth of other algae as phytoplankton species. Further, non-living particles such as, for example, dead cells of phytoplankton, are settling in littoral reed stands. This organic material mineralised by microorganisms is fertilizing the sprouts of Phragmites. Underground rhizomes of Phragmites are known to contribute to an aeration of sediment. And it shouldn’t be forgotten that littoral reed belts serve as valuable habitats for many animals as molluscs, crustaceans, insects, fish and water birds.

Salzkammergut-Alpine Lake Catchment-TeubnerHigh pasture animal husbandry in the Salzkammergut lake district:
Mountain huts are embedded in high pasture.
Photo: Pasture 'Genneralm Faistenau-Hintersee', 2002.
Salzkammergut-Alpine Lake Catchment-TeubnerHigh pasture dairy farming in the Salzkammergut lake  district:
The manageable number of milk churns seen on the photo refers to a ‘countable number' of cows being milked every day in the small stable. Traditionally, the annex to the stable serves as a living room for the farmer family nighttime and as a small alpine restaurant daytime in high mountain pasture. On sunny days, local food mainly produced by the farmer’s family is served outside.
Photo: Pasture 'Genneralm Faistenau-Hintersee', Hut Posch'n Hütte, 2002.

Salzkammergut-Alpine Lake Catchment-TeubnerTraditional dairy farming in the Salzkammergut lake district:
Small mountain huts (‘Almhütten’) are nestled in high pastures and invite to have a rest enjoying the local food that is prepared by the farmer’s family. Such mountain hut is commonly the annex building to the stable of the dairy cow farm.
Photo: Pasture 'Postalm', Hut Postalmhütte, 2004.
Salzkammergut-Alpine Lake Catchment-TeubnerTraditional animal husbandry Salzkammergut lake district:
In tourist regions, it is attractive for the farmer’s family to serve food mainly produced by their own dairy farm. The food is prepared in form of popular simple dishes, e.g. cakes, salads, soups or cheese and cold or hot sausages served with bred and milk.
Photo: Pasture 'Eisenaualm', Hut Buchberghütte 2001.

The depth of the euphotic zone (euphotic depth) may vary among seasons and years. According to measurements of underwater light climate, the euphotic depth was on average at 11.3m in 1999 and at 11.1m in 2000 for lake Mondsee. In the case of only a few floating organisms, as in winter or in years of low nutrient concentrations, light is less absorbed or scattered by particles and can hence penetrate into deeper strata than at higher particle densities as in summer or nutrient-rich years. For practical reasons, the euphotic depth is usually not directly measured by a light sensor but is visually estimated by Secchi disc transparency (Secchi depth). Absorption and scattering properties by living particles containing even pigments are distinct from those of non-living particles and hence the conversion factor between both methods change with the season. During the growing season, when water transparency is mainly reduced due to living algal particles, i.e. from May to September, the Secchi depth might be multiplied by the factor 3.42 to calculate the euphotic depth.

Salzkammergut-Alpine Lake Catchment-TeubnerSustainable dairy farming in lower valleys in the Salzkammergut lake district:
Farmer’s wife usually does haymaking on this farm. The tractor is hence equipped with a child safety seat to take care of young children while doing fieldwork.
Photo: District Mondseeland, 2001.
Salzkammergut-Alpine Lake Catchment-TeubnerSustainable dairy farming in lower valleys in the Salzkammergut lake district:
After the second time of haymaking, i.e in mid to late summer, the herd is grazed daytime in low pasture until late autumn.
Photo: District Mondseeland, 2000.





cited References: about attersee

Berl, S. 2014. Streit um das wasserrechtliche Verschlechterungsverbot – was regelt dieses wirklich? Recht der Umwelt, Umwelt & Technik (RDU-U&T) 24/5: 70-78. Look-Inside FurtherLink 

Dokulil, M. T., Jagsch, A., George, G. D., Anneville, O., Jankowski, T., Wahl, B., Lenhart, B., Blenckner T. & K. Teubner. 2006. Twenty years of spatially coherent deep-water warming in lakes across Europe related to North-Atlantic Oscillation. Limnol Oceanogr, 51 (6): 2787-93. doi:10.4319/lo.2006.51.6.2787  OpenAccess  

Dokulil, M. & K. Teubner. 2005. Bewertung der Phytoplanktonstruktur stehender Gewässer gemäß der EU-Wasserrahmenrichtlinie: Der modifizierte Brettum Index. Deutsche Gesellschaft für Limnologoe (DGL), Tagungsand Karlsruhe, 5 pages. Look-Inside  

Dokulil, M.T. & K. Teubner. 2002. Assessment of ecological integrity from environ-mental variables in an impacted oligotrophic alpine lake: Whole lake approach using 3D-spatial heterogeneity. Water Air Soil Poll, Focus , 2: 165-80. Look-Inside FurtherLink 

Dokulil, M.T. & K. Teubner. 2002. The spatial coherence of alpine lakes. Verhandlungen der Internationalen Vereinigung für Theoretische und Angewandte Limnologie (Verh. Internat. Verein. Limnol.)/span> 28, 1-4. Look-Inside