über den Poyang See: zwei saisonale Szenarien für ein Ökosystem - als Fluß und als See
der große subtropische see im flussgebiet vom jangtsekiang unterliegt großen saisonalen schwankungen des wasserstands
Poyang See, 2011:
Selbst während der Niedrigwasserzeit ist der See ein wichtiger
Wasserweg. Große Frachtschiffe sind noch in der Lage, die
schmalen Kanäle zu passieren.
Poyang See, 2011:
Der Bereich vom „offenen See“ ist ziemlich klein in
der Niedrigwasserzeit. Schiffe bilden hier eine „off-shore“
Insel.
Poyang See, 2011:
Dieser kleine Fischereihafen der Stadt Xingzi ist quasi der
nördlichste, auf dieser Webseite beschriebene Ort vom Poyang. Im
Hintergrund ist die
einzigartige
kleine Felseninsel mit Tempelbauten, dem „Fallen Star Pier“, zu sehen.
Poyang See, 2011:
Sandbänke erstrecken sich weite Bereiche überdas Wasser, ein
charakteristisches Bild vom Poyang nahe dem Ende der Niederwasserzeit,
Anfang Mai.
Der Poyang See (29°7’31.1''N,
116°16’39.7''E) ist während der
Jahresperiode mit hohem Wasserstand (Liu et al 2016 R), d.h. von Sommer bis Herbst, der Süßwassersee mit der größten Fläche in
China. Dieser subtropische, flache See liegt 4 bis 10 m
über dem
Meeresspiegel
und befindet sich in der Provinz Jiangxi. Der See wird hauptsächlich
von großen Auen-Feuchtgebieten umgeben und ist damit auch das
größte Seen-Feuchtgebiet
im Land.
Der Wasserstand vom Poyang kann im Jahresverlauf bis zu
14 m
schwanken (persönliche Mitteilung, Frühjahr 2011).
Während der 16-monatigen Untersuchung von September 2011 bis Dezember 2012 durch Liu et al
(2016) R, schwankte der Wasserstand um 11 m, nämlich
zwischen 8 und 19 m.Im Winter gleicht der Poyang See eher einem Flussdelta, da
das Wasser in weiten Bereichen zwischen den trocken gefallenen
Sandbänken
entlang strömt (Niedrigwasserperiode).
Im Sommer verwandelt sich der Poyang in einen
großen See (Hochwasserperiode).
Der Poyang wechselt damit innerhalb eines jeden Jahres zwischen
einem Fluss- und einem Seen-Ökosystem.
Poyang, große Sandbänke
über Wasser, 2011:
Mit Ende der Niedrigwasserzeit liegen viele Sandbänke weitflächig über
Wasser
und bilden das Ufer vom See. Die gelbe Farbe zeigt hier den reinen Sand
ohne
sichtbare Auflagen von Schlamm (sedimentiertes Material vom See).
Poyang, große Sandbänke über Wasser, 2011:
Wie das linke Foto, aber eine Sandbank mit erkennbaren Sedimentauflagen
(Detritus).
Poyang, große Sandbänke
über Wasser, 2011:
„Gepflügter Sand“ – die Mulden sind Trittspuren vom Weidevieh,
welches
bis an die Wasserkante zum See heran geht.
Poyang, große Sandbänke über Wasser, 2011:
Kristallklares Wasser an der Uferkante einer frischen Sandbank.
Die suspendierten anorganischen Schwebstoffe wie Schluff und Ton setzen
sich
schnell ab, sobald die Turbulenzen im Wasser an der beruhigten Uferzone
nachlassen.
Die Beschreibung auf dieser Seite bezieht sich nur auf den nördlichen Teil des Sees. Für den Wasserbereich beschränkt sie sich weiter auf die schiffbare Rinne, meist quasi einen der Hauptkanäle des Sees in der Niedrigwasserzeit, da diese Wasserwege die einzige Möglichkeit bieten um mit dem Boot eine Probenahme durchzuführen. Der nördlichste hier beschriebene Standort am See ist der kleine Fischereihafen der Stadt Xingzi. Der Hafen grenzt an die Bucht mit der kleinen Felseninsel. Auf dem Felsen befinden sich historische Tempelbauten. Diese Felseninsel wird im Internet als 'Drop Star Pier' bzw. 'Fell Star Pier' oder ‘Fallen Star Pier’ (29°26’10.17''N, 116°1’42.59''E) bezeichnet und liegt am Westufer vom See. Wenn man der ausführlicheren chinesischen Umschreibung folgt, könnte man den Namen der Felseninsel im Deutschen als „Pier der im See versunkenen Sterne / der in den See gefallenen Sterne“ bzw „Die Umkehr - Der See im Fels“ übersetzen. Die Serie der Fotos in der Galerie beginnt an diesem nördlichen Punkt und setzt sich weiter in Richtung Süden fort. Nach dem Durchqueren einer eher engen schiffbaren Strecke mit weiten Sandbänken am Ostufer, wird an dieser Uferseite ein landschaftlich auffälliges Gelände, nämlich der „Hügel mit dem Windkraftanlagenpark“, passiert (Galerie Bilder 20 und 21). Vor diesem Hügel sieht der Poyang selbst in der Niedrigwasserperiode noch wie ein „offener See“ aus. Von da aus weiter südlich werden zuerst noch Hauptwasserstrassen, später dann schmälere Seitenstrecken bei der Seenprobenahme durchquert. Die drei Feuchtgebiete, deren Vegetation beschrieben wird, sind ebenfalls entsprechend ihrer geografischen Lage von Nord nach Süd in der Serie der Galeriefotos und im Text gereiht. Das Feuchtgebiet „etablierter Ufersaum“ ist der am weitesten im Süden gelegene Punkt, der vom Poyang auf dieser Seite vorgestellt wird.
Poyang See, Ufer zur
Niedrigwasserzeit,
2011:
Geschliffene Kiesel und große Stücke von grauem Ton liegen am Ufer
angrenzend an den „etablierten Ufersaum“ (siehe
Vegetation von diesem Standort unten im Text).
Poyang See, Ufer zur Niedrigwasserzeit,
2011:
Horizonte von Sand und Sedimentmaterial lassen die schichtweise
Struktur der Uferbank erkennen. Die scharfe Abbruchkante ist jedoch
weniger auf „Wind und Wetter“, sondern auf menschliche Aktivitäten,
nämlich Sandbaggern im See zurückzuführen.
Poyang See, Ufer zur
Niederwasserzeit,
2011:
Erodierte Uferhorizonte wie für das Foto rechts oben beschrieben, aber
hier vorwiegend aus grauem Tonmaterial bestehend.
Poyang See, Ufer zur Niedrigwasserzeit,
2011:
Buhnen sind senkrecht zum Seeufer in einigen Abschnitten zum Schutz der
schiffbaren Wasserstraßen gebaut.
Die Fotos dieser Seite wurden auf zwei Fahrten der wissenschaftlichen
Probenahme, Ende April und
Anfang Mai 2011, aufgenommen. Sie zeigen
somit den See allein während der Niedrigwasserzeit. Chinesische
Kollegen haben nachfolgend erzählt, dass kurze Zeit später "nach
heftigen Regenfällen, die länger als eine Woche anhielten“, der See
wieder „angefüllt“ wurde und der Poyang „glücklicher Weise“ nun
wieder „wie ein richtiger See" aussieht.
Mit dem Bau des Drei-Schluchten-Staudammes
im Jangtsekiang , der einige Jahre zuvor vollendet wurde,
hat sich das hydrologische Wasserregime im Poyang verändert (siehe
Jangtsekiang S auf dieser
Webseite).
der flache, trübe wasserkörper bietet lebensraum für viele organismen von den mikroben zu muscheln, schnecken, garnelen und fischen
Poyang See, Wasserprobe
nehmen,
2011:
Die Wasserprobe wird mit einem „Ruttner“-Schöpfer entnommen. Das Wasser
in der Glasröhre vom Schöpfer sieht gelb-bräunlich trüb aus. Neben
unfiltrierten Proben zur Analyse von Wasserchemie und Phytoplankton,
werden fünf Liter Seewasser durch ein Planktonnetz mit einer
Maschenweite von 10 µm gegeben (das Netz ist unterhalb vom Schöpfer zu
sehen). Diese Probe wird als „Netzprobe" bezeichnet (siehe auch Text).
In diesem subtropischen See müssen während der Probenahme Handschuhe
getragen werden, um Hautkontakt mit dem Wasser und damit einer
Infektion mit parasitischen Trematoden vorzubeugen (Schistosomiasis,
Bilharzia).
Die Sichttiefe des Wasserkörpers ist gering (Liu et al. 2016 R). Dies ist vor allem auf
eine hohe Konzentration von
suspendierten anorganischen Feststoffen,
d.h. im Wasser in Schwebe gehaltener Schluff und Ton, zurückzuführen.
Eine ähnlich intensive
Wassertrübe durch anorganische Partikel liegt auch im
Taihu
(siehe Chen et al. 1993 R und 1993 R;
auf der Seite S)
und Jangtsekiang
Fluss (Seite S)
vor. Die Trübe ist leicht
erkennbar, wenn eine Wasserprobe in ein Glas wie z.B. einen
"Ruttner'-Schöpfer gefüllt wird (siehe Foto links vom
Text). Die anorganischen Partikel werden durch Turbulenzen in der
Wassersäule in der Schwebe gehalten. Bei abnehmender Wasserbewegung
setzen sie sich schnell ab und der sonst trübe
See wechselt an diesen seichten oder windstillen Stellen zu einem
klaren Wasserkörper, sofern keine anderen Schwebepartikel, wie z.B.
Algen, den Wasserkörper zusätzlich trüben (siehe Foto oben mit
kristallklarem Wasser am nahen Ufer der Sandbank).
Die Ergebnisse üblicher Messungen von chemischen, physikalischen und
biologischen Parameter entsprechend der Standardmessverfahren für Seen,
werden nicht ausreichen, ein solch trübes aquatisches Ökosystem zu
verstehen. Bilder vom kristallklaren Wasser am beruhigten, nahen Ufer,
und dem schlammig aufgewirbelten Wasser ein paar Zentimeter daneben
weiter zur Fahrrinne hin (Foto oben im Text zur „Sandbank am Ufer“ und
Galeriefotos 38-40), illustrieren beispielhaft die hohe räumliche
Strukturierung und auch Dynamik in solch einem trüben See. Prozesse, die
üblicherweise am Seegrund an der Sediment-Wassergrenzschicht ablaufen
bzw. räumlich auf den Biofilm am Ufer lokalisiert sind, sind mit den
Schwebstoffen „mitten in den Poyang See hinein“ verlagert.
Diese
schwebenden Partikel, d.h. der Schluff mit anhängend-dazugehöriger
Materie, bieten eine große Fläche als Mikro-Lebensraum
für festsitzend
lebende Mikroorganismen, hauptsächlich für Bakterien, aber auch für
Algen. Hochauflösende Messungen in Raum und Zeit würden ein besseres
Verständnis über solche Ökosysteme mit Mikro-Lebensräumen geben. Die
Bedeutung anderer Mikro-Lebensräume wie z.B „mariner Schnee“ oder
„See-Schnee“ (‚marine snow’/’lake snow’) sowie
"Biofilme" (’biofilm’),
sind durch Studien an anderen aquatischen Ökosystemen diskutiert
worden. Weiters kann Schluff physikalisch verschiedene chemische
Verbindungen zumindest für eine bestimmte Zeit leicht adsorbieren. Die
Kapazität der vorübergehenden
Adsorption von Ionen, wie zum Beispiel von dem Nährstoff Phosphat,
verändern die Umsatzzeiten von
essentiellen
Nährelementen in solch einem trüben See. Schließlich werden die
Schwebstoffe auf jeden Fall auch die Verfügbarkeit von Licht für die
Photosynthese verringern. Das Unterwasser-Lichtklima im Poyang wird vor
allem Phytoplanktonarten wie Kieselalgen (Diatomeen) und Cyanobakterien
begünstigen, die an ein Schwachlichtregime,
also Schatten gut angepasst sind (siehe auch Massenentwicklung von
Diatomeen
und Cyanobakterien in den flachen, gut durchmischten, algen-trüben
Wasserkörpern
der
„Fluss-Seen“, die hier auf der Seite
Grosser Müggelsee S beschrieben
werden). Die Schwachlichtbedingungen werden auch
hauptsächlich dafür verantwortlich sein, dass eine Wachstumshemmung bei
den Algen im Poyang auftritt. Infolge dessen entwickeln
sich nur
geringe
Biomassen von Phytoplankton, egal um wie viel höher das tatsächliche
Potenzial für das Algenwachstum entsprechend der erhöhten
Nährstoffverfügbarkeit im Poyang See sein mag.
Neben den genannten ökologisch-funktionalen Aspekten der anorganischen Schwebepartikel, treten auch methodische Probleme bei der Wasseranalyse in einem trüben See auf. Geräte zur Messung der Fluoreszenz, die der groben Abschätzung der 'Algenbiomasse' dienen, sind technisch auf solche Gewässer abgestimmt, wo die Wassertrübung in erster Linie durch schwimmende photosynthetische Mikroorganismen, also das Phytoplankton, bedingt wird. Im Falle eines bräunlich-gefärbten Sees, wie dem Poyang und dem taihu S , leidet die Qualität der Fluoreszenzmessung an dem zu hohen Trübehintergrund durch anorganische Feststoffe und dem vergleichsweise niedrigen Fluoreszenzsignal durch das Phytoplankton. Das Phytoplankton eines trüben Sees ist auch schwierig Mithilfe eines Lichtmikroskops zu quantifizieren. Die zahlreichen anorganischen Teilchen von Schluff und Ton dominieren gegenüber den spärlich vorkommenden Algen im mikroskopischen Feld. Hier erscheint eine separate Analyse von zwei Phytoplankton-Größenfraktionen sinnvoll. Es sei hier angebracht zu erwähnen, dass kleine Algen (kleiner als 10µm) in einer Wasserprobe meist weit häufiger vorkommen als große Algen (größer als 10 µm). In einem Gewässer ohne Dominanz koloniebildender Cyanobakterien, trägt allein diese kleinzellige Grössenfraktion von 0-10 µm mehr als 50% zum Chlorophyll-Gehalt des Gesamtphytoplanktons bei (Teubner et al. 2001 R). Die Fraktion der kleinen Phytoplanktonarten können zwischen den vielen Schluff-Partikeln selbst bei einer hohen Vergrößerung unter dem Mikroskop noch in größerer Anzahl gefunden werden (unfiltrierte Phytoplankton-Wasserprobe). Zusätzlich sollte eine Netzprobe genommen werden. Ein definiertes Wasservolumen wird dazu durch ein Planktonnetz mit einer Maschenweite von 10 µm gegeben. Es werden damit feine Sandpartikel von der Probe eliminiert und die relativ seltenen, aber großen Phytoplanktonarten angereichert. Diese Netzprobe eignet sich für die quantitative mikroskopische Analyse der Algenfraktion grösser als 10 µm. In Ergänzung zur Bestimmung vom Phytoplankton Biovolumen mit dem Lichtmikroskop, ist es sinnvoll die Chlorophyll-a-Konzentration einer unfiltrierten Probe zu analysieren. Die Ergebnisse der beiden Messungen, d.h. der 'trickreichen' Phytoplankton Biovolumensbestimmung und der 'einfachen' Chlorophyll-a-Extraktion (Greisberger & Teubner 2007 R), sollten sich gegenseitig bestätigen.
Poyang, die Tiere im See,
2011:
Überreste von Muschelschalen aus einer vergangenen Hochwasserperiode.
Sie wurden am Felsen der Bucht an der Poyang Forschungsstation (PLWER)
gefunden.Poyang, die Weichtiere im
See, 2011:
Eine tote Muschel liegt vom Wasser angespült am sandigen
Ufer. Das ca. 3 cm lange Gehäuse der Schnecke
Bellamya aeruginosa ist im eingefügten Foto rechts im Bild
zu sehen. Das Gehäuse einer weiteren, aber wesentlich kleineren
Schneckenart, von
Parafossarulus striatulus, wird in dem zu oberst
eingefügten
linken Foto gezeigt. Darunter befinden sich zwei Fotos der im Poyang
häufig vorkommenden kleinen Muschelart
Corbicula flumine.
Alle hier gezeigten Weichtiere wurden am Strand vom „Feuchtgebiet
der Sandbucht" bzw. an der „etablierten Uferzone" gefunden
(siehe Namen der Uferstellen in der Einleitung und deren Vegetation
unten im Text).
Poyang, die Tiere im See,
2011:
Die Schalen dieser großen Muschelart (Mitte des Bildes) können mehr als
25 cm lang werden. Zum Größenvergleich sieht man links oben auf dem
Foto kleine Muschelschalen von
Corbicula flumine.
Poyang, die Tiere im See, 2011:
An das Ufer gespülte Tiere.
Poyang, die Tiere im See,
2011:
Die Überreste eines an der Luft getrockneten Fisches.
Poyang, die Tiere im See, 2011:
Ein verloren gegangener Fang von kleinen Fischen und diversen
Schrimps-Arten im Fischereihafen der Stadt Xingzi.
Der flache trübe See ist nicht nur Lebensraum für schwebende Mikroben sondern auch für viele Wassertiere. Die nachfolgenden Bilder zeigen einige Arten von Weichtieren wie Schnecken und Muscheln sowie Fischen, die vor allem in der „Sandbucht“ Probenahmestelle gefunden worden sind. Das Foto des verlorenen Fanges im Fischereihafen zeigt kleine Fische und verschiedene Arten von Garnelen, die typischer Weise und häufig im Poyang vorkommen. Fische und Garnelen sind nicht nur von Fischern begehrt, sondern auch die bevorzugte Nahrung der Glattschweinswale im See (der Glattschweinswal im Poyang wird weiters in den beiden Abschnitten „Habitat vom Glattschweinswal“ und „Nutzung durch den Menschen“ beschrieben).
poyang see:
das habitat vom
glattschweinswal (Neophocaena
phocaenoides)
Der Glattschweinswal, jiangzhu, auch ‘Fluss-Schwein’ genannt, ist mit den Walen und Delfinen sehr eng verwandt. Während zweier Probenahme-Ausfahrten mit einem kleinen Boot Ende April und Anfang Mai 2011, konnten diese Tiere anhand ihrer markanten Sprünge aus dem Wasser erkannt werden. Solche Sprünge, aus der Ferne beobachtet, werden mit den zwei Serien von Schnappschüssen in den beiden nachfolgenden Abbildungen gezeigt. Die Sprünge waren manchmal auch aus der Nähe vor dem Boot zu sehen. Die Schweinswale waren aber dann zu nah und immer zu schnell, um diese Szene mit einer einfachen Digitalkamera verfolgen zu können. Die Sprünge sind daher nur in der Panoramasicht während des hier beschriebenen Besuches am Poyang digital aufgenommen worden. Die niedrige Auflösung der Schnappschüsse ist alles andere als brillant, aber die Fotos sind gut genug, um dokumentieren zu können, dass diese Glattschweinswale im Poyang vorkommen.
Glattschweinswal im Poyang See,
2011:
Ein Sprung eines Glattschweinswals (Neophocaena
phocaenoides) wird mittels Momentaufnahmen
gezeigt. Im Bildhintergrund ist ein Frachtschiff vor dem "Hügel mit dem
Winkraftanlagenpark"
zu sehen.
Glattschweinswal im
Poyang See,
2011:
Wie das Foto links, aber ein weiterer Sprung von vermutlich demselben
Tier.
Poyang See als Lebensraum
vom
Glattschweinswal,
2011:
Ein Glattschweinswal wurde im Wasser zwischen den Fischern, die gerade
mit
ihren Netzen und Käfigen zugange waren, und dem alten Baggerschiff
gesehen. Das Tier schaute länger anhaltend aus dem Wasser heraus –
möglicherweise schien „der Wirbel“ der Fischer attraktiv,
vielleicht
erhoffte sich der Wal einen Fisch, der von den Fischern wieder ins
Wasser
zurück geworfen wurde. Das Foto zeigt die tatsächliche Szene wie
beschrieben, nur dass der Glattschweinswal aus technischen Gründen
eines langsamen Kamera-Auslösers NICHT mehr auf diesem Foto zu sehen
ist.
Die Fahrt zur Probenahme verlief vom Vormittag bis in den frühen
Nachmittag, wobei die reine Bootsfahrtzeit mit dem kleinen Motorboot
etwa 2 Stunden dauerte. Die Fahrt führte nicht
nur entlang des viel befahrenen Hauptschifffahrtsweges durch den See,
sondern z.T. auch an flacheren Bereichen vorbei bzw. auf weniger
befahrenen Wasserstrassen entlang. Die Fahrt startete in der Stadt
Xingzi, am Fusse des Berges der Poyang-Forschungsstation der
Chinesischen Akademie, dem „Poyang Lake Laboratory for Wetland
Ecosystem Research of the Chinese Academy of Sciences“ (abgekürzt PLWER
of CAS) und ging von da aus in den Süden. Auf einem Bootsweg in eine
Richtung konnten hinzu etwa
innerhalb von zwei Stunden ca. 40 Sprünge der Glattschweinwale
gezählt werden, bei der Boots-Probenahme zurück etwa 30. Manchmal
konnte man leicht sehen, dass ein einzelnes Tier hintereinander mehrere
Male entlang einer geraden Strecke sprang. Andere Male schienen die
Sprünge eher parallel versetzt bzw. waren sie zugleich, was auf das
Vorhandensein kleiner Gruppen dieser Tiere hinwies. Die
Glattschweinswale wurden am
häufigsten in dem offenen Seenbereich
gesehen – dort wo sich das „Flussbett" erweitert und der
Poyang als
„echter See“ vor dem „Hügel mit dem Windkraftanlagenpark" erscheint,
etwa 30 Bootsminuten von der Poyang Forschungsstation entfernt. Die
Momentaufnahmen in den beiden Bildserien oben gezeigt, stammen von
dort. Weiters wurden wenige Sprünge in dem engen „Flussbett“ im Süden,
in der Hauptrinne der Schifffahrt der großen Frachtschiffe gesehen.
Wiederum vermehrt waren die
Tiere in den nachfolgenden Seitenkanälen
ohne dichten Frachtschiffverkehr zu sehen (siehe zwei
Fotos unten). Ein
Glattschweinswal wurde sogar in die Nähe vom Fischereihafen in Xingzi
gesehen, unmittelbar am Fusse vom Hügel der Poyang Forschungsstation
(siehe ein Foto zu dieser konkreten Situation rechts von diesem Text).
Dieser Wal war nicht durch einen
Sprung auffällig geworden, sondern durch das länger anhaltende, recht
weite Herausrecken seines Kopfes über Wasser.
Poyang See als Lebensraum
vom
Glattschweinswal,
2011:
Seichte Uferbereiche mit kräuselndem Wasser bzw. Stellen im flachen
Wasser, die wie ein kleiner Wirbel umgeben von Stromschnellen aussehen,
werden tagsüber von dem Glattschweinswal gern aufgesucht. Sprünge
dieser Tiere konnten vermehrt in solchen ufernahen Bereichen Ende April
/ Anfang Mai beobachtet werden. Möglicherweise werden solche
Wasserwirbelstellen gern von Fischen und Garnelen besucht, was wiederum
die Glattscheinswale anlockt.Poyang See als Lebensraum
vom
Glattschweinswal,
2011:
An diesem seichten Uferbereich mit kräuselndem Wasser, nahe der
Badestelle dieser Herde Wasserbüffel, konnten Sprünge vom
Glattschweinswal gesehen werden.
Poyang See als Lebensraum
vom
Glattschweinswal,
2011:
Diese Boje einer Kunststoff-Flasche markiert die Position von Netzen
oder Reusen unter Wasser. Das flache Wasser ist ein attraktives
Fanggebiet für Fischer, die darauf angewiesen sind, ihren
Lebensunterhalt mit dem Fischen zu verdienen. Die flachen Uferbereiche
werden aber auch von Glattschweinswalen zwecks Nahrungssuche
aufgesucht.
Die Unterwassernetze der Fischer können daher gefährliche Fallen für
diese seltenen Tiere sein.
Poyang See als Lebensraum vom
Glattschweinswal,
2011:
Sprünge der Glattschweinswale konnten selbst in unmittelbarer Nähe
großer Frachter in den zum Teil recht engen Schifffahrtstrecken gesehen
werden - nur Regionen des intensiven Sandbaggerns, wo meist
zugleich ein ohrenbetäubender Lärm vorherrschte, schien von den Tieren
absolut gemieden zu werden.
die feuchtbiotope vom poyang see:
die vegetationsbedeckung variiert zwischen den standorten
Beeindruckende große Feuchtgebiete umgeben die Wasserzone vom Poyang See. Die Vegetation ist wahrscheinlich am üppigsten am Ende einer Niedrigwasserperiode ausgeprägt, d.h. wie hier zur Aufnahmezeit zu sehen, bevor sie mit dem Hochwasser wieder überflutet wird. Drei Feuchtgebiete werden mit Fotos kurz vorgestellt. Sie wurden zweifach begangen, Ende April und Anfang Mai 2011. Die Gebiete werden wie folgt bezeichnet: „Schwemmland an der Tempel-Felseninsel ’Fallen Star Pier’ “, „Schwemmland an der Sandbucht“ und der „etablierte Ufersaum“. Auf den Fotos ist allein die englische Beschriftung gegeben, wo die Feuchtgebiete meist als ’wetland at the 'Fallen Star Pier’', 'wetland at the sand bay’ und 'matured wetland’ bezeichnet werden. In Ergänzung zu den Fotos in diesem Absatz sind die drei Feuchtgebiete auf den Galerie Bildern 8-13, 36-51 bzw. 62-69 dargestellt.
Das saisonale Schwemmland an der kleinen „Tempel-Felseninsel ’Fallen Star Pier’ “ bei der Stadt Xingzi, ist eine Bucht von „Grünland“ während der Niedrigwasserzeit. Wie im nachfolgenden Absatz über die Nutzung der Ressourcen vom Poyang durch den Menschen näher erwähnt wird, wird dieses Feuchtgebiet als temporäres Weideland genutzt. Während der Vegetationsaufnahme wurde eine Herde von etwa 80 Rindern auf dieser großen Bucht grasen gesehen. Der Verbiss durch das Vieh wurde eher am Rand der Bucht und hauptsächlich an Süßgräsern (Poaceae, wie z. B. Phalaris arundinacea) und z.T. auch an Riedgraspflanzen beobachtet (Cyperaceae; siehe auch nachhaltige Nutzung der Grasland-Weiden im Einzugsgebiet der alpinen Seen beschrieben auf dieser Webseite für den Attersee S).
Die eindrucksvollste Vegetation auf diesem Feuchtgebiet sind dichte, monospezifische Bestände von Beckmannia syzigachne. Dieses Süßgras (Poaceae) wurde im zentralen Mittelteil der Bucht, d.h. an den noch feuchten Bereichen dieses Marschlandes am Ende der Niedrigwasserzeit vorgefunden.
Das Feuchtgebiet beherbergt einige kleine Relikte offener Wasserstellen und wasserführender Bachbetten. Der Boden der flachen stehenden Sumpfgewässer ist dicht von submersen Makrophyten, d.h. untergetauchten Wasserpflanzenrasen, abgedeckt. Hier treten reine Pflanzenbestände des Leichkrautes Potamogeton crispus auf (hier nicht mit einem Foto gezeigt). Die kürzlich ausgetrockneten offenen Nass-Stellen werden nur spärlich durch terrestrische Vegetation bedeckt. Hier kommt meist der gelb blühende, niedrig wachsende Korbblütler Lapsana apogonoides vor, der in Gemeinschaft mit einigen kleinwüchsigen Riedgräsern (Carex spp.) wächst.
Am Rand dieses Schwemmlandes oder auch auf dem erhöhten, felsigen Boden der Insel ’Fallen Star Pier’ treten einige Pflanzen auf, die allgemein auf ruderal-frischen, d.h. eher trockenen Standorten wachsen, wie z.B. der rosa blühende Lippenblütler Herzgespann, Leonurus cardiaca (Lamiaceae).
Poyang See, Schwemmland am 'Fallen Star
Pier', 2011:
Das Schwemmland um die kleine Felseninsel 'Fallen Star Pier', ist ein
beliebter Ort für Spaziergänge in der trockenen Jahreszeit. Diese Wiese
wird auch als Weideland genutzt. Die Ostseite des Feuchtgebietes grenzt
an den See. Die großen Schiffe auf der linken Bildseite lassen leicht
den Poyang erkennen.Poyang See, Schwemmland am
'Fallen Star
Pier', 2011:
Blick aus dem Tempel „Fallen Star Pier“ auf das Feuchtgebiet und den
See. Die historische Pagode, die Teil des Tempel-Komplexes auf der
Insel ist, ist aus Stein gebaut. Der kleine Fischerhafen ist in
Bildmitte im Hintergrund zu sehen, die Stadt Xingzi auf der kleinen
Anhöhe weiter links im Bild. Die Stadt verfügt über moderne und
traditionelle Wohngebiete. Eine schmale malerische Gasse mit über 200
Jahre alten hölzernen Wohnhäusern und Gebäuden, liegt nicht weit vom
Fischerhafen entfernt.
Poyang See, Schwemmland am
'Fallen Star
Pier',
2011:
Am Ende der Niedrigwasserperiode, Anfang Mai, sind hier dichte
Vegetationsbestände von hochwüchsigen „Gräsern" entwickelt. Sie
werden hauptsächlich von
Süssgräsern (Poaceae, vorwiegend Beckmannia
syzigachne, seltener Phalaris
arundinacea) und wenigen Riedgräsern
(Cyperaceae, Carex
spp.) gebildet. Poyang See, Schwemmland am 'Fallen Star
Pier', 2011:
Reinbestand von Beckmannia
syzigachne, einem Schlickgras mit dichter Wuchsbildung.
Die Bestände
werden mit der bald beginnenden Hochwasserperiode zumindest periodisch
überschwemmt werden.
Poyang See, Schwemmland am
'Fallen Star
Pier',
2011:
Der gelb blühende Korbblütler Lapsana
apogonoides
wächst in lockeren Beständen gemeinsam mit kurzem Riedgras (Carex spec.,
Cyperaceae) und Süssgräsern (Poacaea).
Poyang See, Schwemmland am 'Fallen Star
Pier',
2011:
Einige Pflanzen von Leonurus
cardiaca wachsen am Fuße der
Felseninsel.
Dieser kleinflächige steinige Standort ist eher trocken
als nass. Das Gebiet um die Felseninsel herum entspricht
jedoch typischer Weise den nassen Standortbedingungen eines
Schwemmlandes.
Das zweite hier beschriebene Schwemmland liegt südlich von dem markanten landschaftlichen „Hügel mit dem Windkraftanlagenpark“ (siehe oben in der Einleitung). Dieses „Schwemmland an der Sandbucht“, siehe nachfolgende Fotos, entstand durch Sand-Baggerarbeiten am Ufer. Am Rand zum Wasser erodiert das Ufer und es ist an der Abbruchkante der reine Sand ohne auffälliges Sedimentationsmaterial vom See zu sehen. Auf dem naß-stauen Schlick, nahe der Wasserkante, wurden schnellwüchsige Arten wie Alopecurus aequalis, Ranunculus sceleratus (siehe beide Arten im Foto unten), Polygonum hydropiper (siehe Galeriefoto 44) und Echinochloa crus-galli gefunden. Weiter landseitig schließen sich dichte Bestände verschiedener Carex-Arten und dem gelb blühenden Korbblütler Gnaphalium affine an. Mit weiterer Abnahme der Nässe entfernter vom Ufer, etablieren sich größere Stauden, wie der Korbblütler Artemisia selengensis und das Süßgras Phalaris arundinacea, die wiederum einen hohen Deckungsgrad erreichen. Einige wenige Pflanzen, wie die feuchtigkeitsliebende Kratzdistel Cirsium arvense und Doldenblütengewächse (Apiaceae), treten unter dem höheren Staudenbewuchs sporadisch auf. Das Feuchtgebiet wird allgemein als Weideland genutzt. Verbiss durch Vieh wurde vor allem am kurzen Gras nahe dem Ufer gefunden (Poaceae, siehe Gras rechtseitig auf dem Galeriefoto 46). Gepflanzte Bäume grenzen schließlich dieses Feuchtgebiet endgültig landwärts ab, bevor das Gebiet in eine frische Wiese übergeht.
Poyang See, Schwemmland an
der Sandbank,
2011:
Sandbaggern formte diese Bucht von reinem Sand, ohne sichbare
Sedimentauflage an der erodierten Wasserkante.Poyang See, Schwemmland an der Sandbank,
2011:
Kurzlebige niedrige Pflanzen, wie z.B. Alopecurus
aequalis
(Poaceae,
siehe vorn rechts auf dem Foto), bilden die spärliche Pioniervegetation
auf dem Marschland.
Eingefügtes Foto: Der gelb blühende Hahnenfuß Ranunculus
sceleratus
(Ranunculaceae) wurde bei der Vegetationsaufnahme auf diesem Marschland
entnommen.
Poyang See, Schwemmland an
der Sandbank,
2011:
Das ausdauernde Ried auf dem Schwemmland bildet eine geschlossene
Vegetationsdecke. Es wird von verschiedenen Arten der Poacaea (z.B.
Phalaris arundinacea, siehe Pflanze mit breiten
Blattspreiten) und der
Cyperaceae (z.B. Carex spp.,
siehe
haarfeine
Blätter)
geprägt. Eine einzelne apikale Carex-Ähre kann
wegen ihrer Unscheinbarkeit leicht übersehen werden.
Poyang See, Schwemmland an der Sandbank,
2011:
Mit Abnahme der Wassersättigung weiter entfernt vom Seeufer, treten
zunehmend dichtere und auch höhere Vegetaionsbestände auf. Sie sind vom
gelb blühenden Gnaphalium affine
und Stauden von Artemisia
selengensis
(siehe nicht-blühenden Pflanzen in Bildmitte und links) geprägt. Beide
Korbblütler sind als essbare Pflanzen beliebt. Sie wachsen hier
gemeinsam mit dichten Beständen der 'Graspflanzen', wie Carex spec.
(Haar-ähnliche Blätter, Cyperaceae) und Phalaris
arundinacea
(breite
Grasblätter auf der rechten Seite, Poacaeae).
Poyang See, Schwemmland an
der Sandbank,
2011:
Dichte Bestände hauptsächlich von Artemisia
selengensis und Phalaris
arundinacea, die auf den zunehmend ausgetrockneten Flächen
des Sumpflandes gut gedeihen. Eingefügtes Foto: Artemisia
selengensis, die jungen Pflanzentriebe sind essbar.
Während dieser Probenahme wurden dagegen die vollständigen Pflanzen für
Untersuchungen im Labor geerntet wurden.
Poyang See, Schwemmland an der Sandbank,
2011:
Gepflanzte Bäume nahe dem Seeufer forcieren das Austrocknen
des Schwemmlandes und fördern damit den Verlust von
wertvollen Wasser-Land Ökoton-Flächen.
Einige der auf diesem Schwemmland gefundenen Pflanzen zählen zu den essbaren Pflanzen. Die jungen apikalen Sprosse von Artemisia selengensis werden gern als Gemüsegericht zubereitet. Gnaphalium affine ist beliebt zur Zubereitung von Tee, ist aber auch weiters essbar als Gemüse oder Würzpflanze, wie Studenten bei der Vegetationsuntersuchung erzählt haben. Weiterhin wurde gesagt, dass die Ähren von Alopecurus aequalis und von ähnlichen Arten dieser Gattung auf Schwemmland gesammelt werden und ein wertvolles „Hühner-Futter“ ergeben. Diese wenigen Beispiele seien hier angeführt, um darauf hinzuweisen, dass das Schwemmland ein von der örtlichen Bevölkerung gern besuchtes und traditionell genutztes Gebiet ist.
Poyang See,
Ufersaum-Vegetation,
2011:
Zonierung am Ufer von der Wasserkante zum Schwemmland: Horste eines
Riedgrases Carex spec.)
sind auf der rechten Seite vorn zu sehen.
Poyang See, Ufersaum-Vegetation, 2011:
Bodenerosion an der steilen Abbruchkante vom Ufer - hier
können sich nur kurzlebige Pflanzen (Ephemerale) leicht
etablieren.
Diese kleinwüchsigen Schlickpflanzen sind in der
Lage innerhalb weniger Wochen und damit vor der
erneuten Überschwemmung im späten Frühjahr, zu keimen, zu
wachsen und Samen zu bilden.
Poyang See,
Ufersaum-Vegetation, 2011:
Der rosa blühende Schmetterlingsblütler Astragalus
sinicus (Fabaceae) tritt an
solchen älteren Ufervegetationsbeständen häufig zusammen mit dem gelben
Korbblütler Gnaphalium affine
(Asteraceae)
und einer Seggenart Carex
spec. auf.Poyang See, Ufersaum-Vegetation, 2011:
Dichte Bestände von Beifuß (Artemisia
selengensis) und einer Seggenart (Carex
spec.).
Poyang See,
Ufersaum-Vegetation, 2011:
Der Habitus von Gnaphalium affine schaut
der Sandstrohblume Helichrysum
arenarium sehr ähnlich. Letzte Art ist häufig auf
aufgerissenen Sandböden in Nord-Europa verbreitet. Weiters ist eine
Rispe eines hohen Süssgrases (Poaceae) rechts oben im Foto zu sehen,
welches an Blütenstände des Süßgrases 'Deschampsia' erinnert.
Poyang See, Ufersaum-Vegetation, 2011:
Wiese mit Gnaphalium affine
und Astragalus sinicus zwischen
verschiedenen Ried- und Süßgräsern (z.B. Carex
spp., Festuca
spec.).
Das dritte Feuchtgebiet wird hier „etablierter Ufersaum“ genannt (siehe Textfotos zur Ufersaum-Vegetation mit Wiesencharakter). Anders als bei dem Schwemmland an dem Sandstrand, waren hier grobe herausgespülte Stücke von Ton am Ufer zu sehen (siehe Textfotos oben zu „Ufer zur Niedrigwasserperiode“). Es siedeln sich hier nahe der Wasserkante, auf dem nassen Marschland, vor allem kurzlebige Süssgräser an (z.B. Alopecurus aequalis). Weiter landseitig geht die Vegetation in dichte Bestände einer niederwüchsigen Carex-Art über, die dann in Folge durch eine Riedwiese von dichten mittelhohen Carex-Beständen zusammen mit Astragalus sinicus und Gnaphalium affine oder mit Artemisia selengensis abgelöst wird. Auf der weiter erhöhten Sandbank wird das Feuchtgebiet endgültig von einer Wiese abgelöst, wo sich vor allem hochwüchsige Süssgräser (Poaceae), wie z.B. hohe Schwingel-Wiesenarten (Festuca spp.) angesiedelt haben.
Neben höheren Pflanzen wachsen auch Algen und Cyanobakterien auf Böden. Die sandig-lehmige Böden des Poyang Schwemmlandes aber auch die anliegenden Ackerböden sind der Lebensraum des Cyanobakteriums Nostoc commune. Dieses koloniebildende Cyanobakterium ist auffällig zu sehen bei Bodennässe, überlebt an der Bodenoberfäche aber auch lang anhaltende Trockenperioden (siehe auch Nostoc in siehe Nostoc commune bei den Galeriefotos auf der Seite über das Biotop Auersthal S). Es ist ein essbares Cyanobakterium, welches aber meist nur nach stärkeren Regenfällen gesammelt wird, weil dann die Kolonien bereits gequollen sind und sich so leicht in der Küche zubereiten lassen (siehe morphologisch-zytologische Beschreibung und biochemische Zusammensetzung der für die menschliche Nahrung genutzten Nostoc commune in Briones-Nagata et al. 2007 R; die Beschreibung von Nostoc commune als 'essbare Alge' oder 'Algennahrung' ist populär ebenfalls verbreitet, obwohl es sich hier um ein Cyanobakterium und daher KEINE Alge handelt). Die gallertartigen Kolonien müssen vor dem Kochen oder Braten sorgfältig gewaschen werden, um den Sand oder Boden gut abzuspülen. Mit Frühlingszwiebeln oder Knoblauch gewürzt wird die Nostoc commune Mahlzeit zusammen mit Reis in China serviert. Einige andere Cyanobakterien, wie andere koloniebildende Nostoc, die in klaren Seen vorkommen, oder auch Spirolina , welche in Kulturen gezüchtet wird, können als Mahlzeit hergerichtet werden bzw. dienen als Nahrungsergänzungsmittel (siehe mehr Details über solche Cyanobakterien auf der Seite Im Labor S). Andere Süsswasser-Cyanobakterien jedoch, wie beispielsweise etwa Microcystis (see Dianchi S, Grosser Mueggelsee S, Taihu S), Anabaena, Aphanizomenon (siehe Bergknappweiher S), Cylindrospermopsis raciborskii (siehe Alte Donau S) and Planktothrix rubescens (siehe Ammersee S und Mondsee S) können auf keinen Fall als Nahrungsmittel genutzt werden, das sie als potentielle Toxinbildner bekannt sind.
Nostoc
commune
zum Frühstück an der Forschungsstation vom
Poyang See,
2011:
Zubereitete Speise mit Nostoc
commune.
Dieses wild wachsende Cyanobakterium wurde auf dem Boden nahe dem Ufer
vom Poyang See geerntet.
Nostoc
commune
zum Frühstück an der Forschungsstation vom
Poyang See, 2011:
Gekochte Mahlzeit mit Nostoc
commune mit Sprossen von Jungzwiebeln gewürzt.
poyang - das grosse seen-feuchtbiotop
system:
die nutzung durch den menschen
Die Nutzung des Sees Poyang ist vielfältig und wird hier anhand einiger Fotos bezüglich der Fischerei, Viehhaltung, Rohstoffgewinnung für Baustoffe und Schifffahrt kurz beschrieben.
Kiemen- und Reusennetze sowie kleinmaschige Garnelen-Schleppnetze werden benützt, um neben großen Fischen auch verschiedene kleine Fische und diverse Garnelenarten zu fangen. Ein Fang von kleinen Fischen und Schrimps wird mit dem Galeriefoto 7 und im Foto im Text im oberen Abschnitt „Tiere im See“ gezeigt.
Poyang See, die örtliche
Fischerei, 2011:
Reusen und Netze werden vom Boot aus in das seichte Wasser ausgelegt.
Poyang See, die örtliche Fischerei, 2011:
Fischerboot mit einem Netz kleiner Maschenweite. Dieses Netz eignet
sich
kleine Fische und Garnelen zu fangen. Verschiedene Arten von
Süßwassergarnelen kommen typischer Weise und recht häufig in diesem
subtropischen See vor.
Poyang See, die örtliche
Fischerei, 2011:
Wasservögel rasten auf den Bambusstangen der Fischernetze am
Ufer.Poyang See, die örtliche Fischerei, 2011:
Kiemennetze und Reusen sind im seichten Ufer ausgelegt. Man
kann sicherlich davon ausgehen, dass sie bewusst so am Ufer
platziert wurden, dass sie einen Bereich kurzfristiger
Wasserschwankungen günstig nützen (?).
Die Seen-Feuchtgebiete und auch die daran anschließenden Auengebiete, wie z.B. im Norden vom See, werden während der Niedrigwasserperiode häufig als Weideland genutzt. Die Qualität des Futters auf der Weide variiert je nach Bewuchs auf dem Feuchtgebiet. Die Zahl der Rinder in den Herden am Poyang-Ufer war immer zählbar klein. So wurden zum Beispiel auf dem sehr großen Buchtenbereich an der Felseninsel 'Fallen Star Pier' insgesamt nur etwa 80 Tiere gezählt, was auf eine nachhaltige Nutzung der Feuchtgebiete als Weideland schließen lässt (siehe auch Galeriefotos 8-12 von der Bucht). Ziehende Herden von etwa 100 Wasserbüffeln wurden am Ufer vom Poyang gesehen. Diese Art Wanderherdenbeweidung ist sonst z.B. für die Schafwirtschaft oder auch die alpine Rinder-Almwirtschaft charakteristisch.
Poyang See, 2011:
Die Beweidung durch Rinderherden auf saisonalen
Überschwemmungsgebieten, hier beispielsweise gezeigt für die Bucht mit
der
kleinen Felseninsel samt Tempelanlage (‘Fallen Star Pier’).
Poyang See, 2011:
Beweidung am Seeufer: Eine Herde von Wasserbüffeln beim Baden im
seichten Wasser.
Der Verkehr auf der Wasserstrasse in der Niedrigwasserperiode verläuft
quasi wie durch einen Fluss, den „Poyang-Fluss“, wo
einige kleine
Fischerboote,
viele Schwimmbagger und
unzählig viele Frachtschiffe die
engen Strecken passieren.
Sand-Baggerarbeiten sind an vielen Stellen im hier beschriebenen nördlichen Bereich vom See zu sehen. Die Baggerarbeiten sind zum Teil notwendig, um insbesondere in der Niedrigwasserperiode die Wasserstrasse weiter schiffbar halten. Ferner werden Tonnen von Sand benötigt, um der derzeit großen Nachfrage in der Bauindustrie gerecht zu werden. Auf der einen Seite ist damit der Poyang eine wichtige Quelle der Gewinnung von Sand und Ton. Der Sand wird sowohl vom Seeboden als auch vom Uferbereich gewonnen. Auf der anderen Seite, bedingt das Sandbaggern im Poyang ohne Zweifel auch einen z.T. „gewagten“ Einfluss auf das Ökosystem. Die frisch ausgehobenen Buchten bilden neue Nischen für Biota entlang der sonst monotonen kanalförmigen Wasserflächen im Poyang zur Niedrigwasserperiode. Diese, in den Kanal integrierten kleinen Buchten bilden Retentionsräume mit geringerer Strömungsgeschwindigkeit und weniger Auswaschung als im Hauptkanal und erhöhen damit die Vielfalt der Lebensraumstruktur im See. Solche Sandbuchten werden sukzessive als Pionier-Lebensräume besiedelt, von wo aus die Organismen angefangen von den Mikroben bis zu Jungfischen dann wieder in den See einwandern und sich ausbreiten können. Der Zeitraum der Besiedlung solcher Pionier-Lebensräume wird durch die Wachstumsrate bestimmt, d.h. verläuft in Abhängigkeit von der Nahrungsgrundlage, der Lebensdauer oder der Generationszeit der einzelnen Organismengruppen. Weiters spielt bei der Besiedlungszeit die Verlustrate eine Rolle, d.h. z.B. das Potential „gefressen zu werden“. Die Ansiedlung einer biotischen Gemeinschaft wie z.B aus Bakterien, Algen und Kleintieren, passiert damit nicht „über Nacht“, sondern dauert länger, ist ein sukzessiver Prozess über Tage bis Wochen oder sogar Monaten. Neben der Schaffung neuer Lebensräume durch Baggerarbeiten, werden im Gegenzug aber auch mit dem Entfernen der Sedimentoberfläche bzw. der Ausschabung der Ufer etablierte Lebensräume im See abrupt zerstört, d.h. es werden unmittelbar Laichplätze oder Aufzuchtplätze vieler Tiere vernichtet. Eine Ausgewogenheit zwischen der Schaffung neuer Sandbuchten und deren Entwicklung zu neuen Lebensräumen auf der einen Seite, und der abrupten Zerstörung etablierter Lebensräume auf der anderen Seite ist anzustreben und sollte über die Intensität und flächenmäßige Ausbreitung bzw. Einschränkung des Sandbaggerns im Poyang reguliert werden. Dieser Grad der Ausgewogenheit wird die Frage beantworten, in welchem Umfang das Sandbaggern Auswirkungen auf das Ökosystem Poyang hat.
Eine weitere Auswirkung der Sand Baggerarbeiten auf das Ökosystem ergibt sich mit der entstehenden Lärmbelästigung. Ein altes „kleines“ Sand-Baggerschiff wird in den Galeriefotos 59 und 60 gezeigt. Die neuen Baggerschiffe sind viel größer und haben auch eine dementsprechend höhere Kapazität den Sand zu fördern. Diese Schiffe arbeiten weniger einzeln, sondern häufig in Gruppen auf dem Poyang See. Die hohe Kapazität des Extrahierens des Sandes durch zeitgleich arbeitende Schwimmbagger nahe beieinander, erfordert an diesen Stellen eine ebenfalls hohe Kapazität den Sand weg zu transportieren. Große Frachtschiffe liegen daher direkt bei den Schwimmbaggern oder in deren Nähe vor Anker. Der Betrieb der Baggerschiffe, das fortlaufende Sand-Beladen der Frachtschiffe mit Motor-Kränen sowie das Grundgeräusch der sonst „üblichen“ Frachtschifffahrt auf dem See, dazwischen kleine Motorboote, die sich emsig um die Sandbagger und Frachtschiffe scharen - haben diesen stillen Ort des Sees in eine viel befahrene, laut-tosende Motorstraße verwandelt. Der Lärm ist über dem Wasser merklich zu hören und erstreckt sich aber auch in den Unterwasser-Lebensraum. Die Anhäufung von Schiffen und Schwimmbaggern in den Kanälen verengt zusätzlich den zur Niedrigwasserperiode bereits stark eingeschränkten Lebensraum der Fische und Glattschweinswale. Die Glattschweinswale vermieden ganz offensichtlich die krachend-tosenden Bereiche der Sandbaggerarbeiten. Sprünge der Glattschweinswale wurden nur in den eher motor-beruhigten Gebieten vom Poyang gesehen, wie z.B. im Kanal etwa einhundert Meter nördlich von dem kleinen Fischereihafen in Xingzi, weiters in dem breiten See-Hauptwasserbereich vor dem markanten „Hügel mit dem Windkraftanlagenpark“ sowie im verkehrsberuhigten seitlichen Kanal weiter südlich (Standortbeschreibung siehe Einleitung).
Poyang See,
Sandbaggern im See,
2011:
Große Schwimmbagger fahren auf engen Wasserwegen in der
Niederwasserzeit.
Poyang See, Sandbaggern im See,
2011:
Die Förderung von Sandmaterialien aus dem See hat große
wirtschaftliche Bedeutung, da Sand und Ton wichtige Rohstoffe in der
derzeit boomenden
Bauwirtschaft sind. Das intensive Sandbaggern im See hat jedoch auch
eine Kehrseite, nämlich eine Zerstörung des Uferlebensraumes samt
aquatischer Biota.
Poyang, Sandbaggern im
See, 2011:
Zonen intensiven Baggerns – die Zusammenballung von Schwimmbaggern und
Frachtschiffen, die auf dem See mit Sand beladen werden,
führt zu einer weiteren Verengung des Seenbiotops in den durch die
Niederwasserperiode sowieso schon verengten Wasserbereichen.
Poyang, Sandbaggern im See, 2011:
Sandbaggerarbeiten im See, um die Fahrrinne schiffbar
zu halten.
Auch wenn dieser Aspekt bereits oben erwähnt wurde, sei an dieser Stelle nochmals darauf hingewiesen, dass der Poyang See als wichtige Wasserstraße dient. Der Norden des Sees ist mit dem Fluss Jangtsekiang verbunden. Die zu transportierenden Stoffe, die auf den großen Frachtschiffen zu sehen sind, reichen von Öl, Baumaterialien wie Sand und Lehm bis hin zu Stroh (siehe die nachfolgenden Fotos).
Poyang See als wichtige
Wasserstraße, 2011:
Wenige kleine Boote und viele Frachtschiffe durchfahren den nördlichen
Teil des Sees, der mit dem Jangtsekiang verbunden ist.Poyang See als wichtige
Wasserstraße, 2011:
Transportweg verschiedenster Waren.
Poyang See als wichtige
Wasserstraße, 2011:
Transport von Stroh.
Poyang See als wichtige Wasserstraße, 2011:
Transport von Treibstoffen.
hier zitierte Referenzen zum Poyang see
Liu X, Teubner K, Chen Y (2016) Water quality characteristics of Poyang Lake, China, in response to changes in the water level. Hydrology Research, 47(S1):238–248 DOI:10.2166/nh.2016.209 OpenAccess
Greisberger S, Teubner K (2007) Does pigment composition reflect phytoplankton community structure in differing temperature and light conditions in a deep alpine lake? An approach using HPLC and delayed fluorescence (DF) techniques. Journal of Phycology, 43:1108-1119 doi:10.1111/j.1529-8817.2007.00404.x Look-Inside FurtherLink
Briones-Nagata MP, Martinez-Goss MR, Hori K (2007) A comparison of the morpho-cytology and chemical composition of the two forms of the cyanobacterium, Nostoc commune Vauch., from the Philippines and Japan Journal of Applied Phycology,19:675–683 DOI 10.1007/s10811-007-9240-1 FurtherLink
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Chen Y, Fan C, Teubner K, Dokulil MT (2003) Changes of nutrients and phytoplankton chlorophyll-a in a large shallow lake, Taihu, China: an 8-year investigation. Hydrobiologia, 506:273-279 Abstract OpenAccess
Teubner K, Sarobe A, Vadrucci MR, Dokulil M (2001) 14C photosynthesis and pigment pattern of phytoplankton as size related adaptation strategies in alpine lakes. Aquatic Sciences, 63:310-325 doi:10.1007/PL00001357 Look-Inside FurtherLink